DAN-Spektakel in Schönkirchen

Man mag es kaum glauben, das Wetter sorgte in der Aula des Schönkirchener Schulzentrums für eine überraschende Wendung im Lehrgangsablauf, zu dem unser 1. Vorsitzender Manfred Sponberg und Bernd Busse, beide 5. DAN, geladen hatten. Doch der Reihe nach. Am Samstag den 16. Juni 2018 holte mich Hans Casper mit seinem Auto von zu Hause ab, um dann an der Schleswiger team-Tankstelle Manfred zusteigen zu lassen. Und ab ging es zu dem Ort in der Nähe Kiels, wo Bernd als Karate-Trainer des TSG Schönkirchen seine Wirkungsstätte hat. Trotz Navi-Führung blieb unsere großzügig bemessene Zeitreserve wegen uneiniger Koordinaten-Eingaben von Pilot und Ko-Pilot auf der Strecke, so daß wir unser Ziel in letzter Minute erreichten, wo uns Nicole und René aus unserem Dojo empfingen und schnell in die Örtlichkeiten der Sportstätte einwiesen.

Hans Casper, unser Vereinsmitglied der ersten Stunde, legte am 2. Dezember 2007 in Bonn vor dem Bundestrainer Efthimios Karamitsos erfolgreich die Prüfung zu seinem 1. Schwarzgurt ab. Als er sich 2012 bereits dem Leistungsniveau eines 2. Dan-Grades genähert hatte, warf ihn ein schwerer Arbeitsunfall zurück, bei dem er einen Trümmer-bruch eines Brustwirbels erlitt. Hans ließ sich davon nicht unterkriegen. In der Zeit seines physiotherapeutischen Aufbaus hielt er Verbindung zum Karate und nahm am Vereinsleben teil, bis er nach drei Jahren das Training wieder aufnehmen konnte. Mit Trainingsfleiß und eiserner Disziplin erarbeitete sich Hans wieder die Stärken, die sein Karate vorher ausmachten. Nach 11 Jahren war es dann soweit für seine 2. DAN-Prüfung, der er sich nun, nach intensiver Vorbereitung, die von seinen Vereinstrainern Manfred Sponberg und Ulrich Fischer begleitet wurde, auf dem Schönkirchener Lehrgang stellen sollte.

Wir hatten eben erst unter Bernds Anleitung mit der Aufwärmgymnastik begonnen. Die ließ sich in der von der Sonne aufgeheizten Aula ziemlich schweißtreibend an, so dass Bernd per Knopfdruck die elektrische Fensteröffnung betätigte, um für Frischluft zu sorgen. Kaum dass wir weitermachten, krachte das Fenster knapp hinter den darunter stehenden Teilnehmern auf den Fußboden. Der starke Wind draußen tat wohl sein Übriges, um der maroden Konstruktion gerade zu diesem Zeitpunkt den Rest zu geben. Es kam niemand zu Schaden, die glücklich Davongekommenen zeigten karatewürdige Nervenstärke. Doch da Bernd sich nun um Aufräumung, Scherbenbeseitigung und Hausmeistereinsatz kümmern musste, wechselten wir in die große Sporthalle nebenan und wurden im Tausch von Manfred mit seiner Trainingseinheit „Technik und Kime“ übernommen. Ja, da war auch für höher graduierte Karateka Gelegenheit, sich unter Anleitung einmal wieder ganz konzentriert mit reduzierten idealtypischen Bewegungs-abläufen zu beschäftigen, während die Teilnehmer der Unter- und Mittelstufe versuchen konnten, sich selbst mit dem Nachvollziehen des elementaren Vortrags in Übereinstimmung zu bringen. Daran knüpfte Bernd mit seinen „Grundlagen Kumite“ der Nachmittagseinheit an, indem er dynamisches Vorschnellen und Zurückweichen mit Suri-Ashi erst solo und dann mit Partner in Angriff und Konter üben ließ. Das wurde schließlich mit Ausweich-Gleitschritt seitwärts schon recht anspruchsvoll.

Nicole und René verabschiedeten sich nach dem obligatorischen Gruppenfoto zum Ende des Lehrgangs und waren bald mit den anderen Lehrgangsteilnehmern verschwunden. Ich blieb mit Hans und den beiden jungen Kandidatinnen auf den 1. Schwarzgurt zurück, um Hans zu gegebener Zeit als Bunkai- und Kumitepartner zur Verfügung zu stehen, und die Lehrgangsleiter trafen als Prüfer ihre Vorbereitungen in der Halle. Das Fenster der Aula war vom Hausmeister zwischenzeitlich mit einer Spanplatte provisorisch verschlossen worden. Hier warteten die Prüflinge, bis sie jeweils zu ihrem Part des Prüfungsprogramms aufgerufen wurden, und ich auf meinen Einsatz mit Hans. So war ich, als im Wesentlichen Unbeteiligter, in das Stimmungsbild integriert, das die drei abgaben und hatte Gelegenheit, die beiden jungen Athletinnen als die Zwillingsschwestern Angelina und Davina Daehn kennenzulernen. Die Konversation gestaltete sich allerdings ziemlich einsilbig, was den nervenanspannenden Zwangspausen geschuldet war, mit denen die Prüfer ihre Anwärter vermeintlich auf eine zusätzliche Probe stellten. Während ich zum Teil aktiver Zeuge werden konnte, wie sich Hans zur persönlichen Hochleistung steigerte und schließlich die Früchte seiner Ausdauer mit dem Empfang der Urkunde zum 2. DAN-Grad ernten konnte, entnahm ich den lobenden Worten der Prüfer, dass sich die Damen ihre Graduierung zum 1. DAN-Grad mit sehr guten Leistungen verdient haben mussten.

Es folgte ein schöner Ausklang im Ristorante GIARDINO, wo sich der Prüfungsgruppe noch ein paar Vereinsfreunde und die Mutter der frischgebackenen  Schwarzgurt-trägerinnen hinzugesellten. Die sympathischen Schwestern erzählten nun fröhlich und  entspannt von Ihrem bevorstehenden Abitur und was sie im Anschluss planten. Draußen ging unterdessen ein Platzregen nieder, so dass vor dem Haus das Wasser bald wie ein Bach vorbeifloss. Ich scherzte, ob mich jemand von den starken Karateka huckepack zum Auto tragen könnte. Bis zu unserem Aufbruch waren die Fluten aber verschwunden. Bevor Hans mich nach Hause zurückbrachte, setzten wir Manfred auf dem Umweg in Flensburg ab, wo er noch einen Termin wahrzunehmen hatte. Wir von IPPON Schleswig freuen uns natürlich ganz besonders über Hans Caspers Erfolg.

ULRICH FISCHER

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